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Station neun / Veronika Askani und Diane Gorman

Palmer / Galerienhaus 3.0

Die beiden Künstlerinnen könnten gegensätzlicher kaum sein – figurativ arbeitend die eine, abstrakt die andere – gerade, heiter und lustvoll malend diese, komplex und ringend jene.

Veronika Askani setzt typische Szenen aus Fotoalben malerisch um, geht also von konkret Vorgegebenem aus. Die Befremdlichkeit, die sich beim biografisch unbeteiligten Betrachter solcherart Fotografien einstellt, wird durch die vergröbernde Malweise verstärkt. Der Widerstand, den der Karton dem Pinsel und der Eitempera entgegenbringt, befördert das Schemenhafte, Geisterhafte, Groteske, ja Unheimliche und Abgründige der Szenen. Es geht nicht mehr um Onkel A., Bruder B. oder die kleine C., sondern um Konstellationen zwischen irgendwelchen Vertretern von historischen Momenten und gesellschaftlichen Bedingungen, um Schicksale, die sich der Betrachter gemäß seiner Vorstellungskraft und -fähigkeit ausmalen muss.  

Diane Gorman entwickelt ihre Bilder aus Gesten und Bewegungen, der Biegsamkeit von Draht, der Wahrnehmung des eigenen Körpers. Spulen von Eisendraht, wie er auf dem Bau für die Verbindung von Beton-Armierungen verwendet wird, fungieren gleichsam als Keimzellen. Eine Ansammlung solcher Spulen hinterlässt malerische Rostspuren auf dem größten Bild der Ausstellung. Gorman hatte eine Reihe dieser Bindedrähte um die eigenen Gliedmaßen gewickelt, sich damit eingeschnürt und sich wieder davon befreit. Die dadurch entstandenen Formen hat sie weiterentwickelt zu räumlichen Gebilden, die Fragmente des Körpers repräsentieren, sich aber auch in reinen Gesten ergehen – und damit die Befreiung vollends realisieren. Als Monotypien (Durchdrückzeichnungen) brachte sie die Gesten schließlich wieder auf die Fläche zurück. Die Drahtspule hat also verschiedene Metamorphosen durchlaufen – Ent-Wicklungen.  

Bei aller Gegensätzlichkeit der beiden gibt es doch Schnittmengen, zumindest in den für diese Präsentation ausgewählten Arbeiten. Die sind zum einen formaler Art – „grafisch“ und farblich reduziert auf Schwarz und Erd- oder Rosttöne –, zum anderen betreffen sie eine gewisse „Verrückung“ vom behandelten Thema zur Wirkung:

Askani öffnet durch ihre Art der Malerei wie zufällig und mit unschuldiger Miene die Tür in unheilvolle Familien-Hinterzimmer. Gorman hingegen verarbeitet eigene schwere Erfahrungen zu poetischen Abstraktionen und tilgt damit das Traumatische.

Auf der einen Seite wird das Harmlose oder sogar mit positiven, persönlichen Erinnerungen Konnotierte zur Matrize für mögliche Wunden, Ängste und Horrorgeschichten, auf der anderen Seite die persönliche Wunde zu einem befreienden Spiel der Gesten, die sich spielend auch mit Leichtem verbinden lassen.

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