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Station eins / Kerstin Forster: Fluss und Gedächtnis

Palmer / Galerienhaus 3.0

Die Malerin Kerstin Forster wanderte 2003 von München entlang der Isar bis zu deren Quelle im Karwendel – 140 Kilometer weit. Alle sieben Kilometer malte sie ein Bild der Flusslandschaft. 20 Stationen. 20 Blicke auf eine sich verändernde Landschaft. 20 Standpunkte.

Der geradezu absurd wirkende Aufwand – sowohl den Fußmarsch betreffend, als auch die Erstellung der Bilder – war schon vor 16 Jahren eine Antihaltung zur Beschleunigung von touristischer Landnahme. Man stelle sich einen Reisebus vor, der alle sieben Kilometer an einer Aussichtsplattform anhält und die Schar der Smartphoneknipser austreten lässt. Deren Bildbeute ist sicher umfangreicher und mimetischer (also hinsichtlich des Zwecks „besser“), zugleich aber nicht nur wegen der JPEG-Komprimierung, sondern auch wegen des Fehlens eines persönlichen Übertragungsprozesses, der den ganzen Menschen körperlich wie sinnlich und geistig fordert, verlustbehaftet.

Nun hat Kerstin Forster diese feinfarbigen, kleinformatigen „Momente“ auf Einladung von Palmer im GALERIENHAUS 3.0 aus verschiedenen Lagerstätten zusammengetragen und dabei eine Lücke von sechs Stationen feststellen müssen. Bilder wurden verkauft oder müssen als verschollen abgeschrieben werden. Diese Fehlstellen hat die Malerin durch Neuinterpretationen in Grisaille ersetzt. So wird das damalige Prinzip verletzt und erweitert – und zur Auseinandersetzung mit der Erinnerung. Und plötzlich rückt der zweite Teil der Aktion wieder in den Fokus der Malerin: Die damals geplanten, aber bis heute nicht erwanderten 140 Kilometer der Isar von München bis zur Mündung in die Donau... 20 neue Standpunkte.

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